Im Ghana

Drei Jahre habe der Monsun nur sehr wenige Niederschläge gebracht und Keoladeo fast austrocknen lassen, erzählte unser Guide, Kehar Singh, der uns bequem mit der Cycle-Rickshaw den asphaltierten Hauptweg entlang kutschierte und scharfäugig jedes noch so winzige Vögelchen entdeckt und sowohl bei seinem englischen wie seinem Hindi-Namen, doch freilich nur im Ausnahmefall beim deutschen kennt —, aber der jüngste Monsun sei bekanntlich nur allzu ergiebig und für die Seen, Teiche, Feuchtgebiete und natürlich speziell für die Wasservogelwelt ein Segen gewesen. Ornithologen hätten vor kurzem wieder 111 verschiedene Spezies identifizieren können! Allein über 2.000 Buntstörche haben ab Oktober hier gebrütet; die neue Generation nimmt allmählich eine ansprechendere Färbung an, sonnt sich nach kalter Nacht in den zahllosen Horsten der Kolonie und auf den kleinen Inselchen und bettelt aus purer Gewohnheit lärmend um Futter, kriegt von den Eltern aber nichts mehr, sondern soll gefälligst fliegen und sich selbst versorgen lernen, denn in wenigen Monaten schon geht’s auf die über 1.000 km lange Reise hinunter in die südindischen Sommerresidenzen.

Buntstorch-Kolonie  Kormorane

Andere ufersäumende Baumreihen sind von Kormoran-Kolonien in Beschlag genommen, von denen es hier vier verschiedene Arten gibt: den kleinen, mittleren und großen sowie den graziösen Schlangenhals oder Darter. Dicht an dicht oder einzeln trocknen sie auf Ästen, im Wasser treibenden Stämmen oder Inselchen ihr Gefieder (und anders als die Fischer in deutschen Landen scheinen die Tausende von Störchen – neben den Buntstörchen hat’s noch eine Menge anderer Arten, darunter den eleganten Black-necked Stork oder Riesenstorch, sowie Reiher, Pelikane, Ibis, Eisvögel etc.pp., die zusammen Tag für Tag etliche Tonnen Fisch vertilgen, mit dieser Konkurrenz durchaus zurechtzukommen.) Allein vier Sorten Reiher kommen in den Park: Fisch-, Braun- und Graureiher, und nur der in Indien allgegenwärtige Kuhreiher lebt in trockenen Regionen und nicht von Fisch. Überall lauern White-breasted Kingfisher oder Braunlies auf Ästen überm Wasser, während ihr braun-weißlich gefärbter Verwandter, der Pied-Kingfisher, hoch droben sekundenlang schwebt, ehe er niederstößt. Hinzu kommen noch der Black-capped und natürlich der Common Kingfisher, eben unser Eisvogel, während der Storkbilled Kingfisher verschwunden ist.

Spoonbill  Schlangenhals

In den trockenen Abschnitten mit lichten Wäldern und Baum-Savanne aus Akazien, Kaddam- oder Krishna-Bäumen, Mimosen und Shalkedura-Büschen zeigen sich der Kleinere Gold- oder Flammenrücken-Specht, der mit seiner purpurroten Haube unserem Großen Buntspecht ähnelt; der in Hindi sog. Tiger-Vogel, dessen sattes ockergelbes Deckgefieder an die große Katze erinnert; Indian Robin, Magpie-Robin aus Bangladesh sowie Blaukehlchen und Kleineres Weißkehlchen und, fast nur auf dem Boden lebend, das seltene Paddyfield Pipit (Anthus rufulus) und eine Vielzahl anderer, die wir, abgesehen von den beiden ersten, ohne unseren Guide nie und nimmer hätten identifizieren können, denn – um’s noch mal zu betonen: Wir sind, wie Ihr längst gemerkt haben werdet, leider nicht mal Hobby-Ornithologen, versuchen zwar nach wie vor tapfer, es zu werden, doch die hiesige, schier unüberschaubare Vielfalt an Geflügel macht uns zuweilen ganz wirr und verzagt. Wo es uns also an den deutschen Bezeichnungen gebricht, setzen wir einfach die englischen bzw. die wissenschaftlichen her, die ja im Internet-Zeitalter nicht bloß den ExpertInnen weiterhelfen. Auch sind die Leistung unserer Digitalkamera wie der Webspace unseres Blogs begrenzt, so dass wir jeweils nur einige gelungene Aufnahmen zur Illustration einfügen und die Interessierten zur weitergehenden Recherche wiederum nur aufs Web verweisen können... – Alle hier beschriebenen bzw. manchmal nur aufgezählten Tiere haben wir indessen selbst beobachtet.

Zehn (10!) Arten von Eulen finden sich im Ghana, und Ihr werdet Euch unsere Begeisterung vorstellen können, als uns der Guide einen brütenden Uhu zeigte, dessen riesig wirkender Kopf und Oberkörper über den Rand des besetzten Adlerhorstes ragten. Die Eagle Owl ist die einzige jetzt brütende Eulenart, und wir kamen nicht umhin zu erzählen, dass es sich hierbei um den Jahresvogel 2005 handelt. – In einer hohen Ölpalme ruhte dicht aneinander geschmiegt ein Pärchen junger Gefleckter Käuzchen (Athene brama) und ließ sich die Nachmittagssonne auf die Daunen scheinen.

Indian Rock Python  Grosser Reiher

Besonders spektakulär waren auch der Kampf zwischen einem Steppenadler und einem Goldschakal, der unentschieden endete, und natürlich die junge Indische Felsen-Python, die sich ungerührt nahe der Park-Kantine sonnte und uns sogar ihre kühle, trockene Haut streicheln ließ, ohne die eher für die umstehenden InderInnen gedachte Albernheit übel zu nehmen.

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