Donnerstag, 9. Februar 2006

Nachschlag und Danksagung

Also es gibt zwei Sarus-Familien, eine mit einem Kind und eine mit zwei Kindern, dann das kinderlose Paar sowie einen Junggesellen: damit glauben wir endlich alle erfasst zu haben…

SarusEltern   Sarus-Kinder

Bei der Uhu-Familie wiederum handelt es sich, wie Katrin Koch in ihrem Kommentar ganz richtig bemerkte, nicht um die eurasische Art, sondern um die Dusky Eagle Owl, oder den Koromandel-Uhu. — Als Raritäten haben wir noch eine einzige brütende Lachmöwe zu erwähnen, die während dieser Zeit den schwarzen Fleck hinter den Augenwinkeln sowie den schwachen dunklen Streifen auf dem Kopf verliert (und da antwortet doch Ashok auf die Frage, von wo sie denn hierher zum Brüten komme: weil sie hier brüte, sei sie ein Standvogel...) und sodann den Sociable Lapwing (Vanellus gregarius), den ein indischer Orni vor paar Wochen um jeden Preis ausgerechnet am südlichen Seeufer unter Schnepfen und Wasserhennen aufspüren wollte; uns Amateuren läuft der kurzschnabelige Vogel auf einem Stoppelfeld nahe einer halb ausgetrockneten Pfütze vors Glas...

Birgit macht noch etliche Aufnahmen von Streifengänsen, Schwarzhals-Ibissen, Schnepfen, Bruchwasserläufer, verschiedenen Reiherarten, Red-vented Bulbuls, Spotted Deer und nicht zuletzt der vielgestaltigen Landschaftstypen, wovon wir im folgenden noch einiges präsentieren wollen.

Bruchwasserläufer    Seidenreiher und Schwarzhals-Ibisse
 
 
Seeland   Streifengänse
 
 
Indian Flat-shelled Turtle    Inselchen mit drei juvenilen Chittal-Hirschen


An dieser Stelle möchten wir unseren herzlichen Dank unserem Gastgeber-Ehepaar Ashok und Indu Faujdar von der Jungle Lodge aussprechen sowie den Gebrüdern Nripesh Salanki und Rinkesh Chaudhary, Inhabern des besten Cyber-Cafés am Platze (Royal Forex, B-15, Civil Lines, Bharatpur-32 001) — und ihrer kleinen Tochter/Nichte —, BuN die uns, wann immer die Verbindung stand, buchstäblich jederzeit — sonn-, feier- oder werktags, um sieben Uhr früh oder kurz vor Mitternacht — das Bloggen ermöglicht haben und schon deshalb lebhaftes Interesse an unserer Arbeit bekundeten, weil die beiden selber Initiatoren einer örtlichen Naturschutzorganisation namens Royal Plantation & Protection Society sind, die zwar bislang noch über nur wenige Mitglieder und demzufolge bescheidene finanzielle Mittel verfügt, sich aber gleichwohl nichts Geringeres als die Begrünung von Bharatpur, beginnend mit der Bepflanzung der verkehrsreichen Straßen mit Nimh-Bäumen zum Ziel gesetzt hat, welche einerseits als traditionelle Heilpflanzen bei Hauterkrankungen positive Effekte erzielen, auf der anderen Seite aber natürlich die unverzichtbaren Wirkungen lebendiger Natur innerhalb eines zunehmend krank machenden modernen urbanen Umfelds entfalten sollen, also das Mikroklima verbessern, Staub binden, Lärm dämpfen, Schatten spenden, Vögeln und Tieren Nist-, Nahrungs- und Rückzugsmöglichkeiten bieten und nicht zuletzt das Stadtbild verschönern. Nun sind zwar Setzlinge durchaus erschwinglich; teuerer hingegen kommen die massiven Schutzvorrichtungen aus Beton, derer es bedarf, um die zahlreich streunenden Kühe, Ziegen und Schweine daran zu hindern, den Pflanzen im Nu den Garaus zu machen.

***

Zum Schluss müssen wir leider noch einmal die ökologische Gefährdung des Keoladeo National Parks ansprechen, das Thema illegales Holzsammeln und die landwirtschaftliche Nutzung überhaupt, gewinnen doch nicht nur wir den Eindruck, dass sie geradezu tagtäglich zunimmt und man beispielsweise, kaum hat man den Hauptweg in westlicher oder südlicher Richtung einen halben Kilometer hinter sich gelassen, um dort, wo man von weitem dichte Wäldchen vermutet, womöglich Vögel und Tiere zu beobachten, binnen maximal einer halben Stunde durch Rufen, Schreien und Holzhackerlärm Illegales Holzsammeln von derlei Ansinnen im Nu abgebracht wird. Wirkt der Waldboden bereits wie gefegt und frei von Kleinlebewesen und jedwedem Totholz, so dass man kaum Käfer und selbst Ameisen eher selten zu Gesicht bekommt, weidet inzwischen auf so gut wie jeder Freifläche Nutzvieh das spärliche Gras bis auf die Narbe ab. Man stößt, wie bereits erwähnt, ca. alle hundert Meter auf einen stinkenden Kuhkadaver in den verschiedenen Verwesungsstadien. Illegales Holzsammeln Die Schakal-Population hat sich in wenigen Jahren vervielfacht; ganze Rudel wohlgenährter wildernder Hunde dezimieren Kleinsäuger und bodenbrütende Arten und dass in der sog. Park-Kantine nur noch Snacks in Aluverpackung verkauft werden, trägt wesentlich zur zunehmenden Vermüllung der Landschaft bei. — Nach Rangern oder irgendwelchem Aufsichtspersonal hingegen, dass wenigstens ab und an für die Einhaltung der gut gemeinten, vorwiegend in Englisch gehaltenen Verhaltensmaßregeln Sorge trüge, wird man jedoch abseits der Kartenkontrollstellen vergeblich suchen.

Ausländischen Urlaubern gegenüber braucht man diese Dinge selbstredend nicht anzusprechen. Die Guides, die uns übrigens in allem eilfertig Recht geben, beteuern indes, ihnen seien als "Naturalists" in Staatsdiensten die Hände gebunden, und ihre wohlfeilen Ratschläge an unsereins lauten Savanne von "Verbesserunsvorschläge in die Suggestion Box werfen" bis "Beschwerdebriefe ans Umweltministerium richten". Die Park-Direktion wiederum verbarrikadiert sich hinter einem hohen Eisentor ohne Klingel, Pförtnerloge, Angabe von Öffnungszeiten oder ähnlichem Schnickschnack, und der Selbstbeweihräucherung im Tourist Information Center, die mutatis mutandis in jeder Broschüre begegnet, können wir verständlicherweise nicht allzu viel abgewinnen.

Sollte man den Dingen jedoch einfach ihren Lauf lassen und zusehen, wie mit u. a. den vergleichsweise hohen Eintrittsgeldern der ausländischen Gäste, Zuwendungen staatlicher Institutionen sowie internationaler Umweltorganisationen vor allem die, wie man hört, beachtlichen Saläre der sog. Verantwortlichen bestritten werden, während ein so winziges wie einzigartiges Kleinod unseres Weltnaturerbes, das doch mit relativ bescheidenem Aufwand wirkungsvoll geschützt werden könnte, durch gedankenlose landwirtschaftliche Übernutzung mehr und mehr degeneriert und — etwa bei neuerlichem Ausfall des Monsun zusätzlich gestresst — möglicherweise in absehbarer Zeit auf kleine Restbestände zusammenschmilzt?!

Freilich sind wir keine Experten, sprechen auch nicht im Namen des NABU, sondern stellen hier unsere eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse zur Debatte, können hier auch nicht detailliert auflisten, wie viele Tier- und Pflanzenarten aus welchen spezifischen Gründen im Keoladeo-Park bereits (fast) nicht mehr auftauchen (nennen hier nur stellvertretend den Sibirian Crane, den Open-billed Stork, den Stork-billed Kingfisher, den Black Buck), durchstreifen allerdings im Abstand von nunmehr sieben Jahren mit offenen Augen dieses noch immer wunderbare Fleckchen Erde. — Konzepte und Modelle, wie man z. B. die ortsansässige Landbevölkerung in umwelt- und naturschützerische Maßnahmen, Biotoppflege, Habitatschutz etc. einbezieht und dabei vor allem auch selber profitieren lässt, gibt es inzwischen nicht nur zuhauf auf Papier, sondern sind längst vielfach praktisch erprobt: Es bedarf jedoch hier wie überall des politischen Willens, die allenthalben bereits längst ihren Lauf nehmenden und mit einem jegliche Vorstellungskraft übersteigenden irreversiblen Artensterben einhergehenden ökologischen Katastrophen zu begegnen.

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