Hintergrund-Infos

Mittwoch, 4. Januar 2006

Etwas zur Geschichte

Der Keoladeo-Ghana-Nationalpark (der Name spielt an auf den Tempel des "Lord Shiva im dichten Wald") ist als ganzjährig wasserreiches Feuchtgebiet ein von Menschenhand geschaffenes, also eigentlich künstliches Naturparadies.

Nahe Bharatpur, etwa 150 km südlich von Delhi, in einer natürlichen Senke gelegen, verwandelt er sich während der Regenzeit in Sumpfland, das seit jeher einer Vielzahl von Wasservögeln als Brutplatz diente und bot seinerzeit den Maharajas von Bharatpur ein vorzügliches Jagdrevier. Allein die Saison währte nur kurz, denn im Winter blieben von all dem Wasser nur einige Tümpel. Als Überwinterungs- und Brutquartier waren sie gleichwohl Zugvögeln aus dem Norden die beschwerliche Himalaya-Überquerung wert, so dass Mitte des 18. Jahrhunderts Maharaja Suraj Mal der Gedanke kam, durch Anlage von Bewässerungsgräben, Dämmen und Auffangbecken die Wasserfläche zu vergrößern, ein Trockenfallen während der heißen Jahreszeit zu verhindern, auf diese Weise mehr Vögel anzuziehen und die Jagdsaison rund ums Jahr auszudehnen. Jedoch erst um 1850 wurden die Arbeiten in großem Stil aufgenommen, und tatsächlich entwickelte sich das Gebiet schon bald zu einem der bedeutendsten Rast- und Brutplätze von Wasservögeln in einer eher wüstenartigen Umgebung — und zu einem Muss für jeden Enten jagenden Sportsman.

Die Einladungen der Maharajas von Bharatpur waren hoch begehrt unter den britischen Offiziellen und ihrer Entourage, und an guten Tagen holten die Herrschaften schon mal 4 bis 5.000 Enten, Gänse und anderes Geflügel vom Himmel (oder auch vom Wasser), welche Rekorde anschließend für eine staunende Nachwelt in Stein gemeißelt wurden. Die ehrwürdigen Tafeln können noch heute unweit des erwähnten Tempels im Zentrum des Parks besichtigt werden.
Rekorde
1956 schließlich wurde ein 29 qkm großes Areal, das von Seen, Moor über kleine Wäldchen und Buschland bis zur steppenartigen Savanne auf engstem Raum eine Vielgestalt von Landschaftsformen birgt, zum Vogelschutzgebiet und dann 1981 zum Nationalpark erklärt — und sogleich mit einer hohen Mauer umgeben, denn der ortsansässigen Landbevölkerung war es unerfindlich, warum sie plötzlich nicht mehr ihr Vieh zum Weiden und Tränken in den Park treiben durfte. Immer wieder wurde die Mauer stellenweise niedergerissen, es kam zu Zusammenstößen mit der Staatsgewalt und sogar zu Todesopfern. Heute werden Lücken in der Mauer, um neuerliche Konfrontationen zu vermeiden, offenbar bewusst nicht mehr geschlossen, man stößt allenthalben auf größere Rinderherden, die nicht selten die schmaleren Wege regelrecht blockieren und in Schlammpisten verwandelt, doch merkwürdigerweise selten auf Wasserbüffel, weshalb Seen, Teiche und Gräben von hineinwatenden Bauern per Hand von Wasserlinse, Schwimmgras und ähnlichem befreit werden müssen (und deshalb auch dürfen), um sie vorm Zuwachsen und allmählichen Verlanden zu bewahren.

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