Wieder im Park

Noch längst nicht wiederhergestellt (die einschlägige Palette einer 5.000-jährigen Heilkunst von Wick Vaporub bis Whiskey will auch nicht helfen), sondern rotzend und spuckend wie die Olden Rittersleit, Pfauendame können wir nicht länger mit Ashoks Garten vorlieb nehmen, zumal gleich frühmorgens paar Pfauen-Damen auf dem Dach landen und uns abholen kommen. Auch vom alten Affen gelingt Birgit noch eine Aufnahme. Alter Makakka Bisschen später dran als sonst, um der schneidenden Kälte vor Sonnenaufgang auszuweichen, finden wir in Bäumen und Büschen sogar ein regeres Treiben winziger Vögelchen: Yellow-throated Bulbul, Pirinias, Munias in allen Variationen, doch so schwierig zu bestimmen wie zu fotografieren. Besonders misslich, dass wir einen sehr auffälligen Vogel mit metallic-blauer Brust, schwarzer Krone, rotbrauner Flügeloberseite und längerem Wipp-Schwanz in unseren Büchern einfach nicht finden können, desgl. eine Art Bachstelze mit lindgrüner feiner Zeichnung an Augen und Flanken und schwarz-weißer Oberseite. Langschwänziger Würger Drongos, Indian Roller und natürlich die unvermeidlichen Sittiche sowie ein Langschwänziger Würger sind zur Stelle, aber von unserem Brahma-Käuzchen fehlt noch immer jede Spur. Vielleicht liegt’s am Lärm, den, im Dickicht verborgen, ein knappes Dutzend Frauen beim Beladen eines Hängers mit dunkler fruchtbarer Erde veranstalten, die wohl bei der Gartenanlage irgendeiner Villa benötigt wir und hier ja nur nutzlos rumliegt.

Vorbei an einem verfallenen Gemäuer, in dessen unmittelbarer Nähe der von zahllosen Krähenvögeln frequentierte, noch recht frische Kadaver eines Kalbes liegt, gelangen wir auf einem dornig überwucherten Damm zu den ersten Ausläufern eines Sees, doch die beliebte Krähenbadestelle, wo wir schon Rabenkrähen und Large-billed Crows beobachtet haben, ist heute zur Wildschwein-Suhle umfunktioniert worden, da mag das Krähenvolk auf den Ästen unmittelbar darüber noch so lautstark auf die Wutzen herabkeifen.

Im Uferbereich scheuchen wir auf, was Flügel hat: da kann man so leise schleichen wie man will, aber Ibisse, Uferschnepfen und Paddy-Reiher kehren schon bald zurück. Portigue Auf der weiten Wasserfläche, noch immer vom Frühnebel etwas verschleiert, Grüppchen von hauptsächlich Löffel-, Kolben-, Krick- und Spießenten, dazu wie immer einige, die wir nicht bestimmen können. Gadwall oder Schnatterente Graureiher machen sich röhrend die Plätze auf Büschen streitig, aber die purpurnen, die sich schon eine ganze Zeit auf verschieden abgestorbenen Sträuchern gegenübersitzen und sich unablässig fixieren, machen keine Anstalten, einander zu vertreiben. Durchs knietiefe Wasser stapft eine Neelgai-Familie zu einem anderen Inselchen, ohne dass all die Wasservögel die geringste Notiz nähmen; das Platschen hätte beinah jenes direkt vor uns übertönt: Ein dunkelbraunes Wesen, das wir zunächst für einen Otter halten, das sich jedoch mit Butterfly-ähnlichen Schwimmbewegungen fortbewegt und sogleich wieder gänzlich unter Wasser verschwunden ist, deutet eher auf einen größeren Fisch, vielleicht einen Wels? Gegenüber steigt eine große Schildkröte gemächlich an Land, reckt den Kopf in alle Richtungen, sonnt eine Weile ihren glatten schwarzen schildartigen Panzer und lässt sich wieder ins Wasser gleiten.

Rose-Pelikan

In Sorge um unsere in einem ausgetrockneten Wasserloch abgestellten Räder eilen wir zum Hauptweg zurück, fahren angesichts der um diese Zeit anschwellenden Besucherströme an allen Attraktionen vorbei und stoppen nur wie immer beim Uhu-Nest: Beide Kleinen sind deutlich sichtbar, doch das eine ist offenbar in der Entwicklung schon ein Stück weiter, reckt sich immer wieder hoch auf, dass es fast die Alte überragt, fixiert abwechselnd uns oder die Krähen, die auf den Ästen überm Nest Posten bezogen haben und nach ihrer Art weit vorgebeugt krächzend, so dass sie jeden Moment ins Nest zu fallen drohen, die Kleinen unablässig zu nerven scheinen. Die Mutter, hinter Blättern unseren Blicken entzogen, hält sich indes aus allem raus.

Am südlichen See eine Familie Sarus-Kraniche mit zwei Kindern und ein Stück weiter ein kinderloses Ehepaar. Sarusse Birgit muss viele Fotos verschießen, ehe sie die Köpfe beider Tiere erwischt, denn immer wenn der eine gründelt, blickt der andere wachsam in die Runde und umgekehrt, in schnellem Wechsel. — Über einem weiteren auf einer Insel liegenden Kadaver kreisen sage & schreibe fünf mächtige Ägyptische Geier, doch sie lassen sich nicht nieder. Vielmehr sehen wir ein dunkelbraunes hundeartiges Tier mit deutlich nach hinten abfallenden Rücken sich unter heftigem Zerren daran zu schaffen machen: eine der seltenen Hyänen, von der wir bislang noch keine zu Gesicht bekommen haben? Von den ungleich attraktiveren Goldschakalen gibt’s dagegen die Menge, sie haben sich ordentlich vermehrt und lassen besonders ab spätem Nachmittag aus allen Ecken ihr seltsames, immer wieder von eigentümlich bellendem Lachen unterbrochenes Konzert erschallen.

Chittal

Gegen Abend nehmen wir den weiten holprigen Rundweg aus Ziegelsteinen um die westlichen Seen und zwischen ihnen hindurch. In den Savannen-Abschnitten voll grasender Chittal wollten wir Singvögel beobachten, die in unüberschaubaren Mengen um diese Zeit dort einfallen, doch die Erntesaison der Jojoba-Früchte hat erst begonnen: Kinder Überall Bewohner aus den umliegenden immerhin 14 Dörfern, die Stöcke und Latten in die Bäume schleudern und uns strahlend ihre großen, schon wohlgefüllten Plastiksäcke präsentieren, derweil die Frauen dutzendweise riesige Bündel Holz auf den Köpfen nach Hause schleppen. Von Vögeln jedenfalls nur die hartgesottenen Allerweltsarten.

Auf trocken gefallenen Flächen nahe der Seen dann große Gruppen mongolischer und Streifen-Gänse beim Äsen, in den Lüften darüber üben Gruppen junger Buntstörche Junge Buntstörche das Fliegen, man sieht gar keine Altvögel darunter. Lange wird’s nicht mehr dauern, bis sich alle in wasserreiche südindische Regionen auf den Flug machen. Zwerg-Kingfisher Auf einem Zweig dicht überm Wasser ein Zwerg-Kingfisher mit orangefarbenem Leib, welche Art eher selten zu sehen ist.

Kurz vor unserer Sonnenuntergangsbank unweit des Forest Resthouses geleitet eine Neelgai-Mutter ihr Kind behutsam durchs Wasser auf eine Insel. Neelgai-Mutter mit Kind Bevor die dieser Stunde angemessene Stimmung in uns aufsteigt, müssen wir noch einmal herzlich über die indische Variante der Mülltrennung lachen: Blue Bull Die wuchtigen, wegen der Affen und Krähen verschlossenen Behältnisse aus Beton mit zwei Einwurfsöffnungen für einerseits Pflanzenabfälle, Speisereste, Papier und andererseits Plastik, Glas, Aluverpackungen etc. sind rückwärts offen, und aller Müll ergießt sich wiedervereinigt direkt in den See…
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Katrin Koch - 1. Feb, 19:57

Schnatterenten

Hallo Birgit und Achim,
schön wieder Neues zu erfahren, wir waren schon in Sorge ob Eures Gesundheitszustandes. Ihr habt uns ja sehr verwöhnt mit fast täglichen Berichten....

Die beiden grauen Enten (5. Bild von oben, rechts) sind ein Paar Schnatterenten (Anas strepera) - englisch: Gadwall. Ihr kennt sie auch aus Berlin, z.B. kommen sie an den Karower Teichen oder der Moorlinse Buch vor.
Wir hoffen, die Sonne wird Euch bald wärmen und die Erkältung vertreiben.
Weiterhin eine gute Zeit (und uns weitere schöne Berichte) wünscht Katrin

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